Back to the old house

Ich bin I- Dötzchen, Erstklässler, trage meine orangefarbene Kappe mit großem Stolz. Und ich bin frisch umgezogen, drei Straßen weiter, weil sich Risse durch mein Elternhaus fraßen, wir am Ende durch die Wohnzimmerwand nach draußen fassen konnten. Stahlträger im Esszimmer.

Grubenschäden, ganze Straßenzüge sacken ab und die Häuser direkt mit. Alles in Auflösung. Mir egal.

Zuhause ist kein Begriff von Schönheit, sondern Geborgenheit, Vertrautheit, stabiler als jedes Mauerwerk. Die Erschöpfung und Aufregung  meiner Eltern spürte ich wohl, sie wollten weg, nur noch weg, auch unseretwegen. Wir nicht. Wie gesagt: Zuhause.

Der Fußweg von meiner Grundschule in das neue Haus ist 500 m lang, heute verstehe ich, wieso meine Eltern mir das zutrauten schon nach so kurzer Zeit. Wieso ich mich letztlich verirrte, das ist schwer verständlich, den Weg zu kennen heißt offensichtlich nicht, ihn zu finden... Odyssee.

Schon hinter der ersten Ecke ahnte ich, dass hier irgendwas falsch läuft. Im Zweifelsfalle ich. Irgendwas leitet mich im Blindflug zum "alten Haus", magnetisch, so vertraut eben.

Zum "alten Haus", ich nenne es auch heute noch so, wo seit Jahrzehnten ein Fitnessstudio- Parkplatz seinen Platz eingenommen hat. Und muss unweigerlich an den alten Smiths- Song denken.

Stehe dann doch dort, längst hoffnungslos verrannt, verheult, verzweifelt. 

Nach einer Ewigkeit von der ich nichts mehr weiß, dann doch vor der "richtigen"  Haustür, die alles ist nur eben nicht richtig in diesem Moment. 

Ich will nach Hause und stehe jetzt hier, weshalb ich gar nicht weiß, ob ich meine Orientierungslosigkeit, das Unbegleitetsein oder die Angst, nie mehr anzukommen betrauere, als ich auf der Schwelle stehe, aufgelöst, außer Atem, nassgeschwitzt, den Mund voll Rotz und dem faden Gefühl, zum ersten Mal in meinem Leben etwas Entscheidendes aufgegeben zu haben. Meine Mutter öffnet die Tür. Sie weint.

"Ich hab nicht mehr gewusst, wo ich wohne."

"Komm rein."

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